Bürgermeister*innen, übernehmt Verantwortung!

Samstag, 16. April 2016, Pegnitz-Zeitung

SCHNAITTACH - Zum Bericht der Pegnitz-Zeitung zur Flüchtlingssituation im Landkreis und den fehlenden Sozialwohnungen erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:


Herzlichen Dank an die Pegnitz-Zeitung fü die öffentliche Thematisierung eines Problems, dass uns Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit schon länger unter den Nägeln brennt: der fehlende Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge.

Ganz richtig wurde dargestellt, dass Anerkannte aus den dezentralen Gemeinschaftsunterkünften ausziehen müssen. Bei der Suche nach einer neuen Bleibe haben sie auf dem angespannten Wohnungsmarkt alleine kaum eine Chance; meistens gelingt es Asylberechtigten nur mit Unterstützung engagierter Ehrenamtlicher eine passende Wohnung zu finden.

Auch wenn sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt durch die Vielzahl wohnungssuchender Flüchtlinge verschärft, muss festgehalten werden, dass diese nicht die Schuld an der Misere tragen. Ursachlich ist die verfehlte Politik der vergangenen Jahre. Sozialer Wohnungsbau wurde wie so viele soziale Themen sträflich vernachlässigt. Auch ohne Flüchtlinge hatte sich das Problem früher oder später für alle gezeigt. Ausbaden dürfen das verursachte Schlamassel wieder die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft, wie alleinerziehende Mütter, kinderreiche Familien, Arbeitslose oder eben Flüchtlinge.

In Bezug auf die Wohnungssuche von Flüchtlingen wird noch ein weiteres Problem deutlich: Investoren und Eigentümer von Flüchtlingsunterkünften verdienen sehr gut mit der Unterbringung von Asylbewerbern; hohe finanzielle Gewinne locken. Sobald Asylbewerber anerkannt sind, gelten die Mietobergrenzen der örtlichen Jobcenter. Offenbar eine wenig gewinnversprechende Investition, denn viele Vermieter winken sofort ab, wenn sie Begriffe wie „Jobcenter“ oder „Hartz IV“ hören.

Leider ist die Ernsthaftigkeit des Problems, wie man dem Artikel in der PZ entnehmen kann, noch nicht ganz bei den Rathauschefs im Landkreis angekommen. Anders lassen sich die gedruckten Zitate nicht erklären.

Vorab sei festgestellt, dass das Problem bisher - zumindest in Schnaittach - recht gut von den Ehrenamtlichen abgefangen werden konnte. Aufgrund der steigenden Zahlen Asylberechtigter kann davon in Zukunft nicht mehr ausgegangen werden. Es ist im Gegenteil eher so, dass sich die Wohnungssuche von Woche zu Woche schwieriger gestaltet und viele Ehrenamtliche, die sehr viel Zeit und Mühe gerade auch in diesem Bereich eingebracht haben, mittlerweile an ihren Grenzen angelangt sind.

„Es passiert nichts"

Rein rechtlich ist die Vermeidung von Obdachlosigkeit eine Aufgabe der Gemeinden. Dies ist gesetzlich eindeutig so verankert. Doch trotz mehrmaliger und schon vor Monaten gestarteten Anfragen und Bitten, sich endlich des Themas anzunehmen, passiert nichts. Auf die letzte E-Mail zu diesem Thema an den örtlichen Rathauschef, erhielt die Autorin nicht einmal mehr eine Antwort.

Liebe Bürgermeister und Bürgermeisterinnen im Landkreis: Lasst euch endlich etwas einfallen, bevor euch das Thema ganzlich um die Ohren fliegt. Ihr braucht nicht (mehr) zu befürchten, dass anerkannte Asylbewerber in die Großstädte abwandern könnten, denn dort gibt es auch keine Wohnungen. Eine befürchtete Ghettobildung lasst sich durch geschickte Planung vermeiden und ist auf dem Land sowieso unwahrscheinlicher als in Großstädten. Neid entsteht nicht, wenn sozialer Wohnraum fur ALLE geschaffen wird und ALLE die gleiche Chance bekommen sich in diesem Land und für dieses Land zu engagieren. Übernehmt endlich Verantwortung.

Petra Rupp, Sprecherin der Flüchtlingshilfe Schnaittach



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